Die Herausforderungen in Change-Prozessen sind vielschichtig. Für Führungskräfte und das Management gilt es, die definierten Ziele im Blick zu haben, alle Aktivitäten im Unternehmen daran auszurichten und dafür Sorge zu tragen, dass Mitarbeiter und Belegschaft gut informiert und involviert sind. Auch von den Mitarbeitern wird ein hohes Maß an Engagement verlangt, doch genau hier liegt in der Regel eine große Hürde. Es ist eine menschliche Eigenart, dass wir ungern loslassen, woran wir gewöhnt sind. Schon gar nicht, wenn uns Veränderungen zugemutet werden, die wir vielleicht nicht einmal verstehen geschweige denn unterstützen. Ja, wir wissen, dass das keine neue Erkenntnis ist. Aber man kann sie sich nicht oft genug vergegenwärtigen.
Jeder, der schon einmal einen Change-Prozess begleitet hat, weiß, dass unvorhersehbare Dinge eintreten können. Nichts lässt sich bis in letzte Detail vorausplanen. So kann es passieren, dass im Rahmen des Veränderungsprozesses plötzlich Aspekte berücksichtigt werden müssen, die im Vorfeld nicht zu erkennen waren. Doch dieses Wissen können Führungskräfte in Veränderungsprozessen für sich nutzen, und zwar mit Authentizität! Wer sich ehrlich und aufrichtig vor seine Mannschaft stellt, dem wird es leichter fallen, diese für sich beziehungsweise für die Sache zu motivieren.
1. Seien Sie, wie Sie sind
Eine Grundregel der Authentizität ist die „Echtheit“ der Person. Authentisch sein heißt nicht, gewisse Muster oder Anforderungen zu erfüllen, sondern zu dem zu stehen, der man ist. Das könnte auch sein, dass Sie nicht gerade versuchen sollten, witzig zu sein, wenn Humor nicht zu Ihren Stärken gehört. Oder Sie plötzlich den Kumpel mimen, wenn Sie eigentlich eher der Distanztyp sind. Bleiben Sie sich treu, kennen Sie Ihre Stärken – und Ihre Schwächen.
2. Seien Sie ehrlich
Sagen Sie nichts, was nicht wirklich stimmt. Bei heiklen Themen üben Sie sich lieber in angemessener Verschwiegenheit, als dass Sie unnötig beschönigen. Denken Sie stets daran, dass Sie an Ihren Worten gemessen werden und dass Sie sich keinen Gefallen tun, wenn Sie Ihr Wort nicht halten können.
3. Seien Sie aufrichtig
Wenn Sie jemanden für sich gewinnen wollen, machen Sie ihm nichts vor. Reden Sie aus innerer Überzeugung und handeln Sie danach. Das ist in einem Veränderungsprozess, der alle Beteiligten sensibel berührt, von elementarer Bedeutung. Sollte sich zeigen, dass Sie das, was Sie erwarten, nicht selbst erfüllen, verlieren Sie an Glaubwürdigkeit und Respekt („Practise what you preach“).
Mit einer authentischen Haltung lassen sich Projekte nicht nur in schwierigen Phasen besser manövrieren. Wenn es dem Top-Management gelingt, menschlich zu agieren, wenn es vielleicht sogar Fehlentscheidungen eingesteht, zumindest aber sich erlaubt, Mitgefühl zu zeigen, dann wird das eine ungeheure Strahlkraft auf die Belegschaft haben. Klar, es ist nicht einfach, vor anderen zu offenbaren, dass man es sich leichter vorgestellt oder anders ausgemalt hat; aber mit Authentizität meinen wir in diesem Fall auch nicht, dass Führungskräfte sich hilflos oder gar demotiviert darstellen sollen. Vielmehr sollte es darum gehen, sich gemeinsam mit seiner Belegschaft in Form eines solidarischen Schulterschlusses für die nächsten Schritte zu mobilisieren. Nichts anderes wird auch von jedem einzelnen Mitarbeiter in einem Change-Prozess verlangt.